Projekt: Eltern stärken
Träger: pad e.V., anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, seit 15 Jahren an der Schnittstelle von Jugendhilfe, Sucht- und Gewaltprävention tätig
Laufzeit / Förderung: seit 2008, Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen / Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung
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Genderspezifik: Deutliche Geschlechterverteilung – Vorwiegend suchen Mütter Beratungen auf, vorwiegend geht es um Söhne
Das Projekt ElternStärken hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Stärkung der Erziehungs- und Selbsthilfekompetenzen von Eltern rechtsextrem orientierter bzw. gefährdeter Kinder und Jugendlicher zu unterstützen. Es geht darum, Handlungsoptionen zu vergrößern, Hilflosigkeit zu überwinden und bestehende Hilfeangebote für Eltern sowie Angehörige zugänglich zu machen.
Neben den Eltern erhalten auch Fachkräften aus der Jugendhilfe, Familien- und Elternberatung, Schulen und Kitas Information, Unterstützung und Weiterbildung. So sollen Wissen und Erfahrungen zum Umgang mit rechtsextremen Phänomenen in bestehenden Arbeitsfeldern multipliziert und Hilfestellungen optimiert werden.
Angebote für Eltern
Für problembewusste Eltern stellen Fremdenfeindlichkeit, rechtsextreme Orientierungen ihrer Kinder, das Engagement in der „Szene“ in Verbindung mit Gewalt eine ernst zu nehmende Bedrohung dar, der sie oft hilflos gegenüberstehen. Angst, Scham oder das Gefühl, in der Erziehung versagt zu haben, verhindern den Schritt nach außen. Eltern suchen sich meist erst dann Hilfe, wenn der Problemdruck nicht mehr alleine zu bewältigen ist. Die Auseinandersetzung mit der Situation führen nicht selten an physische und psychische Grenzen, die Qualität und Stabilität von innerfamilialen Beziehungen sind bedroht. Eltern brauchen hier professionelle Unterstützung wie auch ein Angebot der Hilfe zur Selbsthilfe.
Die Chancen für eine gelingende Stärkung der Eltern – und erst recht für den Ausstieg der Jugendlichen aus der rechtsextremen Szene – sind nicht zuletzt abhängig von den Bedingungen in einem weiteren Unterstützungskontext. Das Beratungsangebot setzt darum auf Kooperation mit anderen Hilfsangeboten und Beratungsdiensten. Ziel ist die Schaffung eines längerfristigen, also verlässlichen, dezentralen Angebots für hilfesuchende Eltern. Wichtige Bezugsgrößen sind dabei die bestehenden Institutionen in den Sozialräumen: Regionale soziale Dienste, Erziehungs- und Familienberatungsstellen, Elterntreffs, Familientreffs, Schulen, Jugendarbeit u.v.a.
Eltern und Angehörigen werden in Gesprächen unterstützt, ihre Situation besser einzuschätzen und verstehen zu können. Sie erhalten Informationen und Materialien über rechtsextreme Szenen und Merkmale jugendlicher Subkulturen. Es werden mögliche Handlungsoptionen durchgesprochen, damit Sie sich zunächst in der akuten Situation stabilisieren können. Als nächstes werden alternative Deutungsmöglichkeiten angeboten und Ressourcen aufgedeckt (z.B. im Verhalten des Kindes aber auch der Eltern oder Schule etc.), um weitere Schritte abzuleiten.
Auf Wunsch und je nach Bedarf wird persönlicher Kontakt zu anderen Hilfeangeboten hergestellt (z.B. Familienberatungsstellen, themenvertraute Ansprechpartner in Schulen oder der Jugendarbeit) und ein fallspezifisches Unterstützungskonzept erarbeitet. Die Beratung kann einmalig sein oder langfristig begleitend – ganz nach bestehenden Bedürfnissen.
Angebote für Fachkräfte
ElternStärken vermittelt und bietet selbst Fortbildungen zum Thema Rechtsextremismus sowie Workshops zur kollegialen Beratung zum Thema „Familie und Rechtsextremismus als berufliche Herausforderung“ an. Ebenfalls möglich sind Einzel-Coachings für Mitarbeiter_innen, die situativ Unterstützung/ Austausch über den Umgang mit einem spezifischen Fall suchen.
Sozialarbeiter_innen nehmen im Rahmen ihrer Aufträge (Familienhilfe, Einzelfallhilfe, Erziehungsbeistand u.ä.) oft Eltern wahr, die sich erkennbar dem rechtsextremen Spektrum zuordnen. Wohnzimmer und Kleidung sind mit einschlägiger Symbolik „dekoriert“, Äußerungen lassen auf eine rechtsextreme Gesinnung oder Einbindung in die Szene schließen. Daraus resultieren für viele Fachkräfte – durchaus unabhängig von deren Berufserfahrungen – Unsicherheiten im Umgang mit diesen Wahrnehmungen. Diese beziehen sich auf die folgenden vier Ebenen:
(1) Strafrechtlich Relevantes: Was ist verboten und wie ist auf Verbotenes zu reagieren? (z.B. das Anzeigen von verbotenen Symbolen, Materialien oder Konsequenzen aus der Kenntnis über die Planung verbotener Handlungen).
(2) Die Einschätzung der Gefährdungssituation (Kinder- und Jugendschutz): In welchem Fall liegt eine Kindeswohlgefährdung vor? Greift diese Kategorie überhaupt bei Phänomenen dieser Art?
(3) Die sozialarbeiterische Falldimension: Wie verhält sich das Thema rechtsextreme Orientierung/Inszenierung zum eigentlichen Fall bzw. dem Problemhintergrund der Familie? Wie muss, wie kann, wie sollte reagiert werden? Wann bzw. unter welchen Bedingungen ist eine Intervention sinnvoll, wann nicht? In welcher Beziehung stehen die Wahrnehmungen des Rechtsextremismusproblems zum eigentlichen Auftrag in der Familie?
(4) Die Person des/der Sozialarbeiters/In: Was wird fachlich erwartet und was erwarten FallarbeiterInnen von sich selbst in dieser Situation? In welcher Weise beeinflussen diese Wahrnehmungen die Arbeit? Wo liegen die eigenen Grenzen?
Es geht zuerst darum, Handlungssicherheit im Umgang mit diesen Phänomenen zu gewinnen – das bedeutet zunächst, das Phänomen richtig zu deuten und für die eigene Arbeitspraxis einen Modus zu finden, in der die Balance zwischen Beziehungsarbeit und inhaltlicher Abgrenzung bzw. Positionierung gelingen kann. Erst dann können mögliche Interventionskonzepte eröffnet werden, wobei jedoch nicht die Identifikation des vermeintlich „richtigen Weges“, sondern das Erarbeiten einer Reflexionshilfe für die Praxis der Familienhilfe, Ziel der Beratung und Fortbildung ist.
Kontakt
Projekt ElternStärken
Ahrenshooper Straße 7
13051 Berlin
Ansprechpartnerin: Eva Prausner
Telefon: 030 – 99270555
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