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AGJF Sachsen e.V.: Modellprojekt Mut vor Ort

 

Projekt: Mut vor Ort – Ein Modellprojekt zur geschlechterreflektierende Präventionsarbeit gegen Neonazismus
Träger: Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten (AGJF) Sachsen e.V.
Laufzeit/Förderung: 2011-2014. Das Modellprojekt wurde durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Programms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“, durch das Land Sachsen im Rahmen des Programms „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ sowie durch die Heidehof-Stiftung gefördert.
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Arbeitsfeld(er): Beratung und Fortbildung
Genderspezifik: Thematisierung der Verflechtung von Geschlechtssozialisation und neonazistischen Orientierungen, durch eine geschlechterreflektierende Arbeit die Präventions- und Interventionsmöglichkeiten gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt von Kindern und Jugendlichen erweitern


In der Arbeit mit „rechtsextrem“ orientierten bzw. gefährdeten Jugendlichen gerät die Kategorie Geschlecht noch häufig aus dem Blick. Das jugendkulturelle Auftreten in rechten Szenezusammenhängen mit Intergruppenkonflikten und „machohaften“ Männlichkeitsmustern scheint insbesondere das Bedürfnis von Jungen und jungen Männern mit traditionellen maskulinen Geschlechtsrollenorientierungen anzusprechen, die darauf vertrauen, notfalls mit Gewalt sicherstellen zu können, wer „Herr im Hause“ ist.

Aber auch Frauen und Mädchen spielen eine Rolle in neofaschistischen Zusammenhängen und rechtsoffenen Jugendszenen, übernehmen hier Aufgaben und finden Anknüpfungspunkte entweder in traditionellen Rollen oder in einer „Emanzipation“ als politische Frau. Diese Zusammenhänge galt es näher zu betrachten und eingehend zu bearbeiten, vor allem was das für die pädagogische Haltung und Konzepte im Alltag bedeuten kann.

Eine geschlechterreflektierende Haltung in der Jugendarbeit ermöglicht es Benachteiligungen abzubauen, Gleichberechtigung zu fördern und individuelle Handlungsmöglichkeiten für die Jugendlichen zu gestalten. Im Kontext der Arbeit gegen Neonazismus schafft eine solche Perspektive die Voraussetzung, demokratiefeindliche Orientierungen von Jungen und Mädchen sowie geschlechtsbezogene Einstiegs- und Abgrenzungsmomente wahrzunehmen und zu bearbeiten. Jugendarbeit, die sich kritisch mit Ungleichwertigkeits- und Natürlichkeitsannahmen auseinander setzt, kann präventiv und nachhaltig gegen Neonazismus wirken.

Doch wie ist eine geschlechterreflektierende, um Demokratisierung bemühte Haltung bei Fachkräften der Jugendarbeit und in ihren Einrichtungen konkret umsetzbar? Was braucht es dazu vor Ort? Was bedeutet der Zusammenhang von Geschlechtervorstellungen und neonazistischer Orientierung für die Praxis?

Wie kann eine geschlechterreflektierende Perspektive auf Neonazismus in die Beziehungsgestaltung mit Jugendlichen einfließen?

Das Projekt „Mut vor Ort“ ist diesen Fragestellungen gemeinsam mit Fachkräften der Jugendarbeit in der Praxis, ausgehend von konkretem Bedarf und von Fällen, nachgegangen.

An verschiedenen Standorten mit Projekten der Jugendhilfe in Sachsen, die im Alltag mit neonazistisch orientierten Jungen und Mädchen arbeiteten, wurden die Fachkräfte vor Ort über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet und beraten. Während dieser Beratungsphase wurden Rahmenbedingungen, Grundlagen und Grenzsetzungen in der Arbeit mit neonazistisch orientierten Jugendlichen, der Umgang mit Diskriminierungen, sowie die Gestaltung eines demokratischen Raums und einer geschlechterreflektierenden Perspektive bearbeitet. Dabei sollte eine geschlechterreflektierende Arbeit an den Modellstandorten als professionelles Angebot der Jugendhilfe zur Auseinandersetzung mit menschenfeindlichen Einstellungen etabliert werden.

Auf Grundlage einer Situationsanalyse wurden vorhandene Konzepte und die Praxis überprüft und zusammen mit den Fachkräften überarbeitet und weiterentwickelt. Dabei reflektierten regelmäßige Supervisionen, Qualifizierungen, Teamentwicklung und Fallberatungen den Prozess. Das Projekt umfasste neben der Arbeit mit den pädagogischen Teams auch konkrete Aktionen mit den Jugendlichen der Einrichtungen.

Im Ergebnis liegen übertragbare Konzepte vor und die Inhalte sind dreifach nachhaltig verankert: bei den Fachkräften, in den Konzepten der Einrichtungen sowie davon ausgehend in lokalen und regionalen Netzwerken, bis hin zur Sächsischen Jugendhilfe. Die Ergebnisse und Erfahrungen wurden in Tagungen und Publikationen der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert.

Kontakt
Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten (AGJF) Sachsen e.V.
Projekt „Mut vor Ort“
Neefestraße 82

09119 Chemnitz

Enrico Glaser (Projektkoordination), Karola Jarczewski (Beratung)

Tel.: 0371 / 533 64 20 , 0371 / 533 64 24
Fax: 0371 / 533 64 26
mut-vor-ort[at]agjf-sachsen.de
www.mut-vor-ort.de

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